Die Vormundschaft gewinnt an Ausstrahlung und war mit drei Veranstaltungen auf dem Kinder- und Jugendhilfetag vertreten, – teils in Kooperation mit dem Kompetenzzentrum Pflegekinderhilfe und dem Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, dem DIJuF und dem Sozialdienst katholischer Frauen. Es fanden lebhafte Diskussionen statt und wir haben uns v.a. auch über das sehr heterogene Publikum gefreut: Stationäre Erziehungshilfe, Pflegekinderhilfe, Wissenschaft und natürlich die Vormundschaft waren vertreten.
Im Rahmen der anderthalbstündigen Veranstaltung zur Vormundschaftsreform wurde lebhaft diskutiert. Einige Impressionen im Folgenden:
Die Einführung von Kinderrechten in die Reform werfe die Frage auf, wie diese Rechte eingefordert werden können. Es sei zwar möglich, die Verletzung eigener Rechte dem Familiengericht anzuzeigen und Ge- oder Verbote einzufordern, aber es sei kaum zu vermuten, dass Kinder und Jugendliche einen so hochschwelligen Weg gehen.
Die von der Reform engere Zusammenarbeit zwischen rechtlichen und sozialen Eltern lasse fragen, ob die Beziehung zu den leiblichen Eltern ausreichend im Blick bleibe.
Bei der Zusammenarbeit solle eigentlich „niemand den Hut aufhaben“, weil es nicht möglich ist zu bestimmen, dass es dem Kind gut geht. Das könne nur in guter Zusammenarbeit und mit dem Kind erreicht werden.
Andererseits wurde gesagt, dass der/die Vormund*in aber die Gesamtverantwortung habe.
Die vorläufige Vormundschaft, die neu eingeführt werden soll, kann eine Chance sein, die Auswahl des Vormunds mit mehr Ernsthaftigkeit zu verfolgen – auch wenn die Umsetzung in die Praxis nicht ganz einfach sein wird.
Vor allem sei es wichtig, immer im Blick zu halten, dass es um Lebensentscheidungen gehe.
Und: Alle Kinderrechte helfen nichts, wenn Kinder nichts über ihre Rechte wissen.
In kurzer Zeit und mit insgesamt 9 Referent*innen, die diszipliniert nur Blitzlichter auf die Reform warfen, wurde deutlich, wie viele Fragen das neue Vormundschaftsrecht, das am 1.1.2023 in Kraft tritt, aufwirft und wie komplex die Umsetzung sein wird.