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Infobrief Nr. 8 · September 2021

Sehr geehrte*r reader reader

Nachdem das Bundesforum im August Pause gemacht hat, bekommen Sie unseren September-Infobrief früher als sonst: Wir laden Sie ein, an unseren interessanten Veranstaltungen im Herbst noch teilzunehmen. Immer noch sind wir auf Online-Formate angewiesen, auch die Tagung zur Vormundschaftsreform vom 25.-26.10. muss entgegen unserer Absicht als Videoformat stattfinden.
Außerdem finden Sie Informationen zu unserem neuen Buch, einem neuen Gutachten zur Kostenheranziehung und zu einem Film, der das für Vormund*innen wichtige Thema der Medikation von Kindern und Jugendlichen anhand der nicht nachvollziehbaren Diagnosen eines Kinder- und Jugendpsychiaters aufgreift.

Mit freundlichen Grüßen
Henriette Katzenstein, Dr. Nadja Wrede und Robin Loh

Inhaltsverzeichnis

  • Online-Tagung "Die große Vormundschaftsreform"
  • Veranstaltungen des Bundesforums
  • Aktuelle Buchpublikation des Bundesforums zur Vormundschaft
  • Rechtsgutachten zur Kostenheranziehung junger Menschen
  • Film von N. Rosenbach "Warum Kinder keine Tyrannen sind"

Online-Tagung „Die große Vormundschaftsreform“

Zusammen mit der Hamburger Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration (BASFI) veranstaltet das Bundesforum eine weitere Tagung zur Vormundschaftsreform mit interessanten Vorträgen, Diskussionsforen und Austauschrunden zu den wichtigsten Themen der Reform. Expert*innen, Praktiker*innen und junge Menschen kommen zu Wort.
Die Tagung findet nun doch online vom 25.-26. Oktober statt. Das Programm zur Tagung wurde für das Videoformat etwas abgeändert und um einen Vortrag gekürzt. Wir bitten Sie, sich über die Seite des Bundesforums anzumelden, wenn Sie nicht aus Hamburg kommen. Interessierte Teilnehmer*innen aus Hamburg melden sich bitte über das Anmeldeformular des Sozialpädagogischen Fortbildungszentrums Hamburg an.

Veranstaltungen des Bundesforums

Neben der großen Tagung zur Vormundschaftsreform bietet das Bundesforum dieses Jahr noch weitere Veranstaltungen mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten an. Alle richten sich an Vormund*innen, einige sind auch für andere Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe offen. Zu folgenden Veranstaltungen können Sie sich noch anmelden:

Online-Seminar: SGB XI – Rechte und Leistungen für junge Menschen mit Behinderung am 15.09.2021 von 10:00-13:00 Uhr, online
Referentin: Gila Schindler, Sozialarbeiterin und Rechtsanwältin für Sozialrecht
Zielgruppe: Vormund*innen und weitere interessierte Fachkräfte
Kosten: 85 Euro / 70 Euro für Mitglieder des Bundesforums
Das Onlineseminar gibt einen Überblick zu wichtigen Sozialleistungen außerhalb der Kinder- und Jugendhilfe bzw. Eingliederungshilfe. Beim Pflegegeld der Pflegeversicherung, bei der Feststellung eines Grads der Behinderung und Merkzeichen nach dem Schwerbehindertenrecht oder bei dem Anspruch auf Kindergeld stellen sich Umsetzungsfragen für die Praxis, die häufig zu kurz kommen. Mit dem Seminar sollen Rechtsfragen geklärt und wichtige Praxistipps besprochen werden.

Online-Seminar zum Jugendstrafrecht für Vormund*innen am 12.10.2021 von 10:00-13:00 Uhr, online
Referent: Jens Buck, Richter am Amtsgericht Hannover
Zielgruppe: Vormund*innen
Kosten: 85 Euro / 70 Euro für Mitglieder des Bundesforums
Vormund*innen sind häufiger damit konfrontiert, dass Jugendliche mit dem Gesetz in Konflikt geraten und gegen sie ermittelt wird. Zum Thema, wie ein Jugendstrafverfahren abläuft, welche Rechte und Pflichten Personensorgeberechtigte dabei haben und in welchem Verhältnis sie zur Jugendgerichtshilfe stehen, bietet das Bundesforum im Oktober dieses Online-Seminar an.

Die Vormundschaftsreform und ihre Bedeutung für Erziehungsstellen und Pflegefamilien am 13.11.2021 von 9:00-13:00 Uhr in Tübingen
Referentin:
Henriette Katzenstein
Zielgruppe: Erziehungsstellen, Pflegeeltern und Vormund*innen
Kosten: 50 Euro
Unsere Referentin Henriette Katzenstein gibt Ihnen einen Einblick in die neue Gesetzgebung und ihren Einfluss auf die Praxis: Was hat es mit dem Kooperationsgebot auf sich? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit, wenn Pflegeeltern Sorgerechtsanteile übernehmen? Können Erziehungsstellen nach § 33 S. 2 SGB VIII Sorgerechtsanteile übernehmen? Können Pflegeeltern weiterhin Vormund*innen werden?

Beteiligung von jungen Menschen bei Vormundschaften in Pflegefamilien und Erziehungsstellen am 18.11.2021 von 9:00-16:30 Uhr in Tübingen
Zielgruppe:
Erziehungsstellen, Pflegeeltern und Vormund*innen
Kosten: 50 Euro
Mit der Vormundschaftsreform gewinnt das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Beteiligung an Bedeutung. Doch wie sieht Beteiligung im Alltag aus? Mit viel Interaktion und nach einem kurzen Input junger Menschen möchten wir uns mit diesem Thema anhand von Beispielen auseinandersetzen und dabei Ihr Wissen und Ihre Erfahrungen einbeziehen.

Online-Seminar: Kinder und Jugendliche mit Fetalen Alkoholspektrum-Störungen (FASD): Gruppen-Clown oder Systemsprenger am 18.11.2021 von 10.00 – 13.00 Uhr, online
Referentin: Sabine Stein
Zielgruppe: Vormund*innen
Kosten: 85 Euro / 70 für Mitglieder des Bundesforums
Ziel dieses Seminars für Vormund*innen ist es, grundlegendes Wissen über FASD zu vermitteln, Verständnis für diese Behinderung zu entwickeln, Bedarfe zu erkennen, gelingende Systemübergänge zu erörtern, sowie sozialrechtliche Fragen überblicksartig zu erläutern. Denn eine gelingende Vormundschaft eines jungen Menschen mit FASD setzt Verständnis voraus in die hohen Anforderungen, die Erziehung und Begleitung eines jungen Menschen mit FASD an Bezugspersonen, Familien, Einrichtungen und Hilfesystem stellen.

Aktuelle Buchpublikation des Bundesforums zur Vormundschaft

„Vormundschaft: Sozialpädagogischer Auftrag – Rechtliche Rahmung – Ausgestaltung in der Praxis“ heißt ein ganz besonderes Buch – Lektüre für jede*n, der oder die sich mit der Vormundschaft und Pflegschaft beschäftigt. Es wurde im Bundesforum intensiv vorbereitet. Herausgeber*innen sind Stefan Wedermann, Henriette Katzenstein, Jacqueline Kauermann-Walter, Katharina Lohse und das Bundesforum als Verein. Das Buch kann ab jetzt im Walhalla Verlag vorbestellt werden.
Im Inhaltsverzeichnis bekommen Sie einen Überblick über die 23 Beiträge von Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen. Der Band beginnt mit einem Leitaufsatz über die Bedeutung und Rolle der Vormundschaft in der Kinder- und Jugendhilfe. Weitere Beiträge betreffen die aktuelle Reform des Vormundschaftsrechts, seine Geschichte, das Verhältnis zur Elternschaft und die Bedeutung der Vormundschaft für ein Kontinuitätsverständnis der Kinder und Jugendlichen. Ebenso finden sich Beiträge zu wichtigen Fragen für die Praxisentwicklung, etwa zur notwendigen Qualitätsentwicklung, zu Fragen der Kontaktgestaltung zu den Eltern, zu Rechten und Beteiligung der Kinder/Jugendlichen unter Vormundschaft oder zum Übergang ins Erwachsenenalter. Der letzte Beitrag zur Zukunft und Weiterentwicklung der Vormundschaft wird vom Bundesforum insgesamt verantwortet.

Rechtsgutachten zur Kostenheranziehung junger Menschen

Ein Thema, das junge Menschen und die Vormundschaft immer wieder bewegt, ist die Kostenheranziehung. Mit dem Kinder- und Jugendstärkungsgesetz wurde diese zugunsten der jungen Menschen auf 25% des aktuellen Monatseinkommens begrenzt. In einigen Ausnahmefällen kann von der Kostenheranziehung (teilweise) abgesehen werden (z. B. Ferienjobs oder Einkommen aus einem Ehrenamt).
Noch auf die Regelung vor dem KJSG bezieht sich ein Rechtsgutachten des Bundesnetzwerk Ombudschaft, das festhält, dass im Einzelfall der oder die Jugendliche in den Fällen rückwirkend Geld zurückverlangen kann, in denen vor der Reform das aktuelle Monatseinkommen der Kostenbeteiligung zugrunde gelegt und der oder die Jugendliche daher einen zu hohen Betrag abgeben musste. Denn das Bundesverwaltungsgericht urteilte, dass gemäß § 93 Abs. 4 S. 1 SGB VIII damals das durchschnittliche Monatseinkommen des Vorjahres heranzuziehen war (Urteil BVerwG 5 C 9.19 vom 11.12.2020).

Film von N. Rosenbach „Warum Kinder keine Tyrannen sind“

Mit der Frage der Medikation von Kindern sind Vormund*innen regelmäßig befasst. Wie wichtig es ist, sich insbesondere bei dauerhafter Medikamentengabe ein genaues Bild zu machen, mit dem Kind oder Jugendlichen und seinen Bezugspersonen zu sprechen und ggf. auch Zweitmeinungen einzuholen, zeigt das extreme Beispiel des Kinder- und Jugendpsychiaters Winterhoff.
Michael Winterhoff löste schon mit seinem 2008 erschienen Buch „Warum unsere Kinder Tyrannen werden“ eine heftige Debatte aus. Der Film „Warum Kinder keine Tyrannen sind“ von Nicole Rosenbach setzt sich kritisch mit der Praxis und Haltung, insbesondere der dauerhaften Verschreibung von Neuroleptika für Kinder durch Michael Winterhoff auseinander und lässt betroffene Eltern und junge Menschen zu Wort kommen. Besonders in der Kritik steht Winterhoff für seine unüblichen und falschen Diagnosen, die fehlende Beteiligung von Sorgeberechtigten und Angriffe und Schuldzuweisungen, wenn diese ihre Rechte einfordern.